Ëtt ganz Dòrf hœtt sisch vir dærr Kirsch posteart,
fer all mætt dærr Prozessiön së geen,
Wëi aimœl emm dë Keer œus Rischtong Larer
ënn Tropp mætt Hæftlingen kemmt vir ënn së steen –
ënn Tropp mætt Hæftlingen kemmt vir ënn së steen.
Kœllgeschoar dëi Kæpp, zerschonn dëi Laiwer,
rappeldeer, kròò Lappen off dærr Hœut,
zëin së hænner sisch ënn Kòar mætt Stænen,
œus dänne’ kænen sisch ënn Hœus mee bœut –
œus dänne’ kænen sisch ënn Hœus mee bœut.
Räß o’ links, Geweerer œnn dærr Scheller,
dëi SS-Lait, Aaen kalt wëi Äiß –
anners wëi wänn òwents ënn dër Weartschaft
së sisch wëi all annern gänn emm jede’ Präiß –
sisch wëi all annern gänn emm jede’ Präiß.
Denn plöß dæmpt dää Wairauch onn dëi Raiser
laast ëmm Wää sain kœllgestreppt vœmm Lòf;
mætt ænem Schlaach heart alles off së sengen,
onn all zëin, watt omm Kòpp së hœnn, ëròf –
onn all zëin, watt omm Kòpp së hœnn, ëròf.
Wëi strack erkaalt traut kænen sich së reren,
hai onn lòò nett, wär sollt schö’ wesse’ wëi,
biss aimœl vœnn dännen SS-Laiden ænen
dëi Kærlen œnntraiwt wëi off ëtt Steck ëtt Vëi –
dëi Kærlen œnntraiwt wëi off ëtt Steck ëtt Vëi.
Onn wëi së all nòch stomm dämm Tropp nòòkœuken,
fäischt dëi Aaen, Mannslait, Fraa o’ Kænt,
schwænkt dëi Fan ëmm Mast wëi wänn näischt wear
waider datt emmgebeckte’ Kräiz ëmm Wænt –
waider datt emmgebeckte’ Kräiz ëmm Wænt –
datt emmgebeckte’ Kräiz ëmm Wænt.
German translation:
Fronleichnam
Das ganze Dorf hat sich vor der Kirche aufgestellt,
alle wollen sie an der Prozession teilnehmen,
als plötzlich um die Ecke aus Richtung des Konzentrationslagers
ein Trupp Häftlinge vor ihnen zum Stehen kommt.
Die Köpfe kahlgeschoren, die Leiber zerschunden,
rappeldürr, auf der Haut nichts als graue Lappen,
ziehen sie einen Karren mit Steinen hinter sich her,
aus denen sich keiner mehr ein Haus bauen wird.
Rechts und links von ihnen, Gewehre an der Schulter,
die SS-Leute, Augen kalt wie Eis –
anders als abends, wenn sie sich im Wirtshaus
um jeden Preis wie alle anderen geben.
Nur dünn quillt der Weihrauch, die Reiser
längs der Straße tragen kein Laub;
mit einem Mal hören alle auf zu singen
und ziehen ihre Kopfbedeckungen ab.
Wie zur Salzsäule erstarrt, traut sich keiner zu bewegen,
weder hier noch dort, wer wüsste auch wie.
Bis plötzlich einer von den SS-Leuten
die Männer antreibt wie Vieh aufs Feld.
Und während sie alle noch stumm dem Trupp hinterherstarren,
mit feuchten Augen, Männer, Frauen, Kinder,
schwenkt, als sei nicht geschehen, die Fahne am Mast
weiter das verbogene Kreuz im Wind.
credits
from Ënn ëmm klænen Dòrf (EP),
released June 6, 2015
Text: Stefan Backes (inspiriert von dem Gedicht "Wien, Fronleichnam 1939" von Theodor Kramer, 1941)
Musik: Erich Schmeckenbecher
Aufnahme, Mix und Mastering: Peter Schu, Alister Records, Leiwen, www.alister-records.de, Winter 2014/15
Linolschnitt: "Hinzerter Kapelle", Paul Schwarz
Lyrics: Stefan Backes (inspired by the poem "Wien, Fronleichnam 1939" by Theodor Kramer, 1941)
Music: Erich Schmeckenbecher
Recorded, mixed and mastered by Peter Schu, Alister Records, Leiwen, Germany, www.alister-records.de, winter 2014/15
Linocut: "Hinzert Chapel", Paul Schwarz
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